Kein fester Platz (aus dem Archiv)
Also, ein Grund, warum ich die Stattgeschwister gegründet habe, ist ja, dass ich selbst in den ersten drei Jahren meines Mutterdaseins wirklich mutterseelenallein war. Keine verfügbare Familie in der Nähe, nur berufstätige Freunde, bei der Tagesmutter oder Kita gefühlt außer mir niemand in einer ähnlichen Situation… und wenn man dann „alleinerziehend“ und „Eimsbüttel“ gegooglet hat, ist nichts bei rausgekommen. Nichts! Die Elternschule bietet einen Treff für Alleinerziehende mit behinderten Kindern. Und dann gibt es ja den VAMV in Wandsbek/Hohenfelde. Aber in Eimsbüttel? Ich habe nichts gefunden. Dabei gibt es ja schon ein paar ganz schöne Angebote. Zum Beispiel das Spielhaus im Wehbers Park, in dem eine großartige Frau jeden Mittwoch ein Abendessen für Alleinerziehende mit ihren Kindern organisiert. Wie toll! Obwohl es außen am Spielhaus angeschlagen ist, habe ich es nie bemerkt. Und woanders, wie gesagt, ist darüber nichts zu finden.
Und dann umgibt diesen Treff so eine geheimnisvolle Aura. Als wollten die, die davon wissen, nicht davon erzählen, weil sie Angst haben, es könnten zu viele kommen. Das kann ich zwar nachvollziehen, denn es ist schon jetzt meistens sehr voll, aber das ist doch auch genau der Punkt: Es gibt viel zu wenige solcher Angebote. Ich behaupte: Der Bedarf ist viel viel höher. Und es fehlt an Orten und Möglichkeiten, um sich zu treffen und auszutauschen.
Es gibt einfach keinen „festen Platz“ für Alleinerziehende in Eimsbüttel. So empfinde ich das zumindest!
Obwohl heutzutage fast jedes dritte Kind in den Ballungsgebieten bei nur einem Elternteil aufwächst, ist das im gesellschaftlich-sozialen Alltag immer noch eine Randerscheinung. So gibt es zum Beispiel Familienrabatte auf Eintrittspreise, aber als Einzelperson mit Kind(ern) zahlt man voll.
Was zunächst nach halb so viel wert klingt, ist ganz schnell doppelt so teuer.
Wer alleinerziehend ist, kriegt nichts geschenkt und muss sich umso mehr um das bemühen, was er oder sie so dringend braucht – nämlich das Gefühl, nicht allein zu sein.
Ich bin eigentlich immer schon sehr kommunikativ gewesen. Habe einen großen großen Freundes- und Bekanntenkreis und verfüge auch beruflich über ein super Netzwerk. Aber seitdem ich eine vollständig alleinerziehende Mutter bin, habe ich das Gefühl, mit all meinen Kontakt- und Recherchefähigkeiten im Nichts zu landen.
Was steckt dahinter: Bin ich wegen der widrigen Umstände zu gelähmt? Sind es vielleicht alle anderen auch? Und warum gibt es so wenige Angebote, die sich an uns als Zielgruppe richten, und die sich auch zeigen?
Nun möchte ich also doch gern allen erzählen, dass es mittwochs im Spielhaus im Wehbers Park ab 17 Uhr 30 die Möglichkeit gibt, mit anderen Alleinerziehenden und deren Kindern gemeinsam zu Abend zu essen. Das ist eine großartige Einrichtung! Und falls es bald aus allen Nähten platzt, was ich fast hoffe, dann müssen wir halt schnell Alternativen schaffen. Schließlich sind wir Stattgeschwister!